Kurze Beschreibung einer langen Busfahrt
1 11 2011Na, sooo lang war sie auch nicht, aber “kurze Beschreibung einer halbwegs langen Busfahrt” ist ja wohl kein sehr griffiger Titel . Ich glaube ich war 6,5 Stunden unterwegs von Shiraz und eigentlich war die Busfahrt nicht spektakulär, aber genau deshalb dachte ich, wäre sie vielleicht doch eine kleine Beschreibung wert.
Die erste interessante Information ist wie ich finde der Preis: 4,50€ für die Fahrt – sehr billig. In Deutschland kommt man damit noch nicht mal von Aachen nach Düren. Eigentlich sollte der Bus um 11h losfahren, aber um diese Zeit saß der Busfahrer noch seelenruhig im Bus und speiste (auf meinem Platz übrigens!). Danach hat er noch Tee getrunken und sich gut unterhalten und um 11.30h ging’s dann mit einem Gehilfen und einer weiteren Person (sollte wohl der zweite Fahrer sein, er ist aber nur ca. 20 Minuten gefahren und hat uns dann auch noch fast alle umgebracht) los. Dann wurde erstmal das anscheinend neue Hupsystem ausprobiert, denn man konnte auf drei verschiedene Weisen hupen! Wie aufregend! Männer werden eben nie erwachsen – keine neue Erkenntnis
In unregelmäßigen Abständen müssen die Busse im gesamten Iran Polizeistationen anfahren, die am Straßenrand aufgestellt sind. Der Busfahrer muss dann aussteigen und es wird irgendwie nachprüft, dass der Bus die Höchstgeschwindigkeit nicht überschritten hat etc. Jemand hat mir gesagt, das sei eigentlich nur Schikane, keine Ahnung, kann ich nicht beurteilen. Ich glaube, neben den Bussen müssen auch die LKWs die Kontrollen passieren und vielleicht ist das ja wirklich ein wirkungsvolles Instrument, um Unfälle zu minimieren.
Ein bisschen grinsen musste ich, als gegen Nachmittag der einzige im Bus anwesende Mullah begann, bei jeder Polizeistation die Gelegenheit zu nutzten, um mit einem Tuch in der Hand (ein Teppich war das nicht) aus dem Bus zu springen und schnell eine Runde zu beten. Natürlich respektiere ich den Glauben anderer Menschen, aber als ich ihn da so zwischen dem Müll und dem Staub neben der Autobahn in Höchstgeschwindigkeit, weil unter Zeitdruck, beten sah, dachte ich mir, dass das doch bestimmt nicht die Idee dahinter sein kann… Da verkommt das Beten doch zu einer bloßen Pflicht, denke ich mir, aber vielleicht liege ich damit auch falsch.
Wieder im Bus ging es dann weiter, es war relativ ruhig (die Iraner sind kein sehr lautes Volk, was ich sehr angenehm finde), bis der Busfahrer die Mucke so aufdrehte, dass ich nicht mal mehr meine eigene Musik vom MP3-Player hörte. Haha, sehr witzig, ich musste schon sehr grinsen.
Übrigens haben wir auf der ganzen Fahrt sogar eine Pipi-Pause gemacht. Die Busse haben nämlich keine Toiletten, so dass das mit der Pipi-Pause schon Sinn macht.. Heute bin ich einem ganz normalen Reisebus gefahren. Es gibt aber auch VIP-Busse (die haben breitere Sitze, nur 3 statt 4 Sitze pro Reihe und viel größere Sitzabstände) und ich habe den Eindruck, die Leute darin sind aber sowas von VIP, dass sie noch nicht mal Toiletten brauchen! Von Tehran nach Esfahan bin ich mit so einem Bus gefahren, hat ca. 6 Stunden gedauert und sinnigerweise haben wir ca. eine Stunde nach Abfahrt eine Pause gemacht und danach nicht mehr. Und der VIP-Bus von Esfahan nach Shiraz (ebenfalls ca. 5,5 Stunden) hat einfach gar keine Pause gemacht. Toilette? Wer braucht das schon? – Iiiich! Argh… Heute war ich schlauer und habe nichts getrunken.
In der Pipi-Pause hab ich mich als Deutsche geoutet, als ich nämlich ein paar Mädels gefragt hab, wie lange wir denn hier Pause machen und um what time es weiter geht. Eines der Mädels sprach ein paar Worte Englisch, sah mich an und rief “Time?? Noooo!!” Richtig, dumme Frage, es geht weiter, wenn der Busfahrer hupt! (Mit seiner neuen Hupe, versteht sich).
Die Mädels waren aber echt süß und sprachen sinnvolle englische Sätze wie “This is a door. This is a window.” Lachen kann mal also immer zusammen, auch wenn man keine Informationen austauschen kann
Als wir in Yazd angekommen sind, hat der Busfahrer dann unaufgefordert ein Taxi für mich organisiert, wirklich sehr lieb und zum Glück war ich so schlau, zu fragen, wie viel ich zahlen sollte, denn so ist dem Taxifahrer der Versuch, mich über den Tisch zu ziehen, nicht gelungen! Haha!
Der erste Eindruck von Yadz und dem Hotel ist gut. Zum ersten Mal, seit ich im Iran bin, bin ich in einem Backpacker-Hostel. Das habe ich an zwei Dingen erkannt: Erstens, man hört nur Englisch, kein persisch (was ich sehr schade finde). Zweitens: Gestern habe ich in Shiraz einen Typen gesehen, der sehr strubbelige Haare und einen ebenso strubbeligen Bart hatte. Er sah ziemlich genauso aus wie Tom Hanks in diesem Film, wo er ein Schiffsbrüchiger ist (wie heißt der noch?), nur ROTHAARIG! Als ich den gestern gesehen habe, habe ich spontan gedacht: “Mit dem Rucksack zu reisen ist doch kein Grund sich nicht mehr zu kämmen!” Jedenfalls genau dieser Typ saß hier im Hostel im Innenhof, als ich ankam, haha! Ich werde versuchen, ein Foto nachzuliefern
Und damit gute Nacht aus Yazd – der Shiraz-Bericht folgt!
„Cast away“ heißt der Film 🙂
Sind da viele Touristen unterwegs, wo du jetzt bist?
Ach ja, danke, auf den Namen wäre ich ja jetzt im Leben nicht gekommen!!
In Esfahan und Shiraz sah man an den einschlägigen Touri-Orten schon öfter Touristen-Gruppen. Etwas abseits dieser Orte aber gar nicht. Alleinreisende sieht man generell sehr selten. Deshalb falle ich ja auch so auf hier. Ach ja und der durchschnittliche Iran-Reisende ist um die 60 Jahre alt, auch deshalb falle ich so auf.
Wie es hier in Yazd mit den Touris aussieht, weiß ich noch gar nicht, denn ich muss gestehen, dass ich den ganzen Tag im Hostel geblieben bin!! Es ist so gemütlich hier und seit Wochen habe ich das erste Mal kostenloses und schnelles Internet 🙂